Cedynia
Cedynia (deutsch Zehden) ist eine Kleinstadt im Powiat Gryfiński der polnischen Woiwodschaft Westpommern und liegt in der Neumark, drei Kilometer östlich der Oder in der Nähe der Grenze zur Bundesrepublik Deutschland und 17 Kilometer nordöstlich der deutschen Stadt Bad Freienwalde, die über eine Oderbrücke zu erreichen ist. Es handelt sich dabei um die landesweit am Weitesten im Westen gelegene Stadt Polens.
Archäologische Forschungen haben ergeben, dass das Gebiet um Cedynia schon um 3500 v. Chr. besiedelt wurde. Etwa im 8. Jahrhundert v. Chr. entstand eine Burg, in deren Bereich erneut eine Siedlung angelegt wurde. Im Zuge der im 5. Jahrhundert beginnenden Völkerwanderung wurde das Gebiet entvölkert und ab dem 8. Jahrhundert von slawischen Stämmen in Besitz genommen.
Am 24. Juni 972 fand bei dem Ort die Schlacht von Zehden statt, in der der Piastenherzog Mieszko I. die Truppen des Lausitzer Markgrafen Hodo schlug und damit die Sicherung der Westgrenze des polnischen Reiches erreichte. Zu dieser Zeit wurde der Ort noch Cidin genannt. Um 1187 befand sich bei Zedin wahrscheinlich eine pommersche Burg. Bereits vor dem Übergang des Ortes an die Mark Brandenburg unter den Askaniern um 1250 bestand eine deutsche Siedlung städtischen Charakters, ein Oppidum. Markgraf Albrecht III. belehnte 1299 die von Jagows mit dem Oppidum, die es 1356 einem Zisterzienserinnenkloster, das schon im 13. Jahrhundert seinen Sitz von Schönfließ in den Ort verlegt hatte, überließen. Im 14. Jahrhundert war Zehden ein Mediatstädtchen mit Ratmannen, Schultheiß und Schöffen.
Als nach dem Tod Kaiser Karl IV. im Jahre 1378 die Mark Brandenburg unter den nur noch finanziell interessierten Luxemburgern in Anarchie zu zerfallen drohte, verkauften diese die Neumark und damit auch Zehden dem Deutschen Ritterorden. Schon 1454 erwarb der brandenburgische Kurfürst Friedrich II. aus dem Haus Hohenzollern von dem inzwischen geschwächten Orden die ertragsarme Neumark zurück.
Nach der Reformation bildete 1555 der Kurfürst aus dem Besitz des Klosters das Amt Zehden. 1611 verließen es die letzten Nonnen. Während des Dreißigjährigen Krieges besetzte der schwedische König Gustav II. Adolf 1631 Zehden und richtete dort für einige Zeit sein Hauptquartier ein. 1637 wurde die Stadt zum Kampfgebiet und dabei stark zerstört. Auch das Kloster hatte schwere Schäden erlitten, doch bereits 1641 ließ Kurfürst Friedrich Wilhelm den Westflügel als barockes Jagdschloss wieder aufbauen. 1699 brach in der Stadt ein Großbrand aus, dem auch die Klosterkirche zum Opfer fiel.
Im Jahre 1818 kam Zehden infolge der Neueinteilung des preußischen Staates zum Kreis Königsberg/Neumark im Regierungsbezirk Frankfurt. Es erhielt ein Amtsgericht und 1850 ein auf den Grundmauern des zerstörten Klosters errichtetes Postamt. Im Zuge der im 19. Jahrhundert begonnenen Industrialisierung entstanden in Zehden eine große Ziegelei und eine Bierbrauerei. Im Jahre 1885 lag die Einwohnerzahl bei 1.892, sank bis 1910 auf 1.533 und stieg bis 1939 wieder auf 1.738 an. Anschluss an das jenseits der Oder liegende Eisenbahnnetz erhielt Zehden durch die am 5. Oktober 1930 eröffnete eingleisige Kleinbahnstrecke nach Freienwalde.
Im März 1940 litt die Stadt unter einem großen Oderhochwasser, das den Zehdener Bruch und die Bahntrasse überschwemmte. Während der Kämpfe zwischen der deutschen Wehrmacht und der Roten Armee wurde die Oderbrücke im Februar 1945 zerstört. Am 3. Februar 1945 fiel Zehden in die Hände der Roten Armee und kam unter polnische Verwaltung.
Die zu 45 Prozent zerstörte Stadt war nach Flucht und Vertreibung der Einwohner entvölkert und verödete für längere Zeit, bis hier später polnische Vertriebene und Siedler ansässig wurden. 1957 hatte die Stadt 1.040 Einwohner. Vorübergehend erhielt sie den polnischen Namen Cedno, der später in Cedynia abgeändert wurde. Die Bahntrasse wurde bis zur Oder hin abgerissen. Zum tausendjährigen Gedenken an die Schlacht von 972 wurde 1972 am Oderufer ein Denkmal errichtet.
Bedeutende Auswirkung auf die Wirtschaft Cedynias hatte am 4. November 2012 ein Großfeuer im 1995 unmittelbar an der Oderbrücke eröffneten Polenmarkt (Oder Center Berlin) Hohenwutzen. Es zerstörte oder beschädigte von den 700 dort vorhandenen Buden und kleinen Läden rund 200, deren Wiederherstellungskosten auf 50.000 bis 100.000 Euro geschätzt wurden. Der Markt wurde am 6. November 2012 wieder geöffnet.