WIssenswertes
Es gibt viel zu erfahren ...
… über den Nationalpark Unteres Odertal. Einiges haben wir hier für Sie zusammengefasst. Wer es noch genauer wissen möchte ist direkt bei der Verwaltung des Nationalparks an der richtigen Stelle.
An wichtigen Zugängen zum Nationalpark, an Informationstafeln, Wegekreuzungen, Wegweisern und ähnlichen Punkten sind nummerierte Rettungspunkte zur Identifizierung des Standortes angebracht. Wenn der Notruf 112 unter der Angabe der Rettungspunktnummer gewählt wird, kann der Rettungsdienst den Standort des Hilfesuchenden bzw. der Gefahr sofort lokalisieren und über die Rettungswege den anzufahrenden Punkt erreichen.
Wissenswertes zum Nationalpark
Entstehung
Streifzüge in die Geschichte des unteren Odertals
Das Untere Odertal ist eine eiszeitlich entstandene Flussniederung. Es wurde von Gletschern geformt und nach deren Rückzug mit Schmelz- und Flusswassersedimenten auf das heutige Niveau aufgeschüttet.
Als sich die Gletscher der großen skandinavischen Inlandvereisung vor über 20.000 Jahren nach Süden schoben, existierte im Bereich des heutigen Unteren Odertals bereits eine Eintiefung, welches die Ausrichtung des heutigen Tals hatte.
Seine jetzige Form erhielt das Untere Odertal jedoch erst vor etwa 15.000 Jahren, als sich das Eis wieder zurückzog. Der Rückzug des Eises war durch viele Stillstandsphasen unterbrochen, in denen sich vielerorts Geschiebematerial des Gletschers ablagerte.
Diese sogenannten Endmoränen sind heute noch als Höhenzüge auf beiden Seiten des Unteren Odertals erkennbar. Sie überragen die flachwellige Grundmoränenlandschaft. In den Grundmoränen liegen zahlreiche Rinnen und eiszeitlich eingetiefte Bachtäler.
In der historischen Geschichte des Unteren Odertals spielt die Entstehung von Überschwemmungsgebieten nach holländischem Vorbild (Polder), der Schutz der Lebensräume von Fauna und Flora (Naturschutz) und die Entstehung des Nationalparks Unteres Odertal 1995 durch den Landtag von Brandenburg eine wichtige Rolle.
Geologie
Bodenarten und -typen
Wegen der klimatischen und geomorphologischen Bedingungen ist das Spektrum der anzutreffenden Bodenarten und -typen sehr breit. Im Bereich der Grundmoränen, der glazifluvialen Terrassen und der periglazialen Schwemmkegel bestimmen Sande unterschiedlicher Körnung das Bild.
Lehm ist vor allem im Bereich der jüngeren Endmoränengebiete zu finden, Tone sowie organische Nassböden sind für das eigentliche Odertal charakteristisch. Zwischen allen Bodenarten gibt es vielfältige Mischtypen, die eine große Palette von edaphischen Standortfaktoren bilden.
Unter den Bodentypen der Höhenzügen um das eigentliche Odertal bestimmen Braunerden das Bild, die wenn überhaupt, wegen der relativ geringen Niederschlagsmengen nur schwach podsoliert sind. Die Böden im Stromtal sind sehr variabel. Von sandingen bis tonigen, vielfach auch gebänderten Auensedimenten über verschiedene Torfböden.
Als vor 9.300 – 8.000 Jahren, die Verbindung der damaligen Ostsee zu den Wattenmeeren unterbrochen wurde, lag im Bereich des heutigen Stettin (Szcecin) ein kühler von der Oder durchflossener Süßwassersee, auf dessen Grund sich schwärzliche Mudden, das heißt mikroskopisch kleine Partikel aus organischem Material absetzten, die mit Schalen von Kieselalgen angereichert waren. Danach brachte ein weltweiter Meeresspiegelanstieg die isolierte Ostsee wieder in Verbindung mit den Weltmeeren.
Während des sehr langsamen Anstieg des Meeresspiegels lagerte sich im Bereich des heutigen Landschaftsschutzparkes Dolina Dolnej Odry ein durchschnittlich 7 teilweise bis zu 20 m mächtiger Torfkörper aus Schilf-, Erlenbruch- und Seggentorfen ab, der dem langsamen Meeresspiegelanstieg hinterherwuchs. Dieser Torfkäprer wird heute als Niedermoor angesprochen. Teilweise liegt über den Torfen eine 0,10 bis 1,35 m mächtige mineralische Deckschicht aus Auenlehm.
Klima
Ein Übergangsbereich
Das Klima Ostbrandenburgs, also auch das des Unteren Odertals, wird vielfach als „ostbrandenburgisches Übergangsklima“ bezeichnet. Mit der von Westen nach Osten abnehmenden Maritimität und der zunehmenden Kontinentalität des Klimas in Mitteleuropa liegt das östliche Brandenburg im Übergangsbereich der beiden Hauptklimazonen Europas.
Dies wird durch langfristige Messungen belegt: Großräumig sinkt die durchschnittliche Jahrestemperatur um mehr als 2 Grad Celsius, der Niederschlag nimmt um mehr als 50% ab und die Jahresschwankungen der Lufttemperatur sind mit mehr als 19 Grad Celsius doppelt so hoch wie im maritimen Klimabereich.
Naturschutz
Die ersten Naturschutzgebiete (NSG) im deutschen Teil des Internationalparkes wurden bereits in den 30er Jahren geschaffen, so das NSG Geesower Hügel (1932) und das NSG Krähen- und Jungfernberge (1938).
Von 1961 bis 1990 entstanden weitere sieben Naturschutzgebiete wie der Gellmersdorfer Forst (1961), der Gartzer Schrey (1967), der Polder Schwedt (1980), die Silberberge bei Gartz (1984), die Seeberge und der Höllengrund bei Mescherin (1984).
Der Landschaftsschutzpark Unteres Odertal (Park Krajobrazowy Dolina Dolnej Odry) und der Landschaftsschutzpark Zehden (Cedynski Park Krajobrazowy) wurde durch eine Verordnung des zuständigen Stettiner Woiwoden vom 1. April 1993 endgültig gesichert.
Im Landschaftsschutzpark Zehden (Cedynski Park Krajobrazowy) wurden fünf Naturschutzgebiete integriert:
- Bellinchen (Bielinek) – ist das älteste (1927) und größte (75 ha) Naturschutzgebiet und schützt seltene Wald- und Steppenbiotope an den steilen Talhängen über der Oder.
- Dabrowa Krzymowska schützt auf 30,44 ha einen 250 bis 400 Jahre alten Flaumeichenbestand mit einem hohen Anteil sehr alter Kiefern.
- Olszyny Ostrowskie schützt auf 9,5 ha vor allem einen seltenen Erlenwald.
- Dolina Swiergotki schützt auf 11 ha einen alten Buchen- und Hainbuchenbestand sowie das Wald-Labkraut (Galium sylvaticum) in einem tief eingeschnittenen Bachtal.
Die Polder
Um die Bewohner der Niederungen vor dem immer wiederkehrenden Hochwasser zu schützen, begann man mit der Flussregulierung. Nach holländischem Vorbild sollten Flutpolder errichtet werden, die in den Wintermonaten das Hochwasser aufnehmen.
1894 begann man mit der Eindeichung des Unteren Oderbruchs von Peetzig bis Stützkow und von Niedersaaten bis Schwedt. Anschließend wurde das Gebiet Schwedt bis Ognica (Nipperwiese) eingedeicht.
1905 wurde mit dem Bau der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße und der Umverlegung der Oder begonnen. Die Nebenarme „Meglitz“ und „Niederkräniger Meglitz“ wurden dazu als Hauptarme ausgebaut. Die für 15 Jahre geplanten Bauarbeiten dauerten bis in das Jahr 1928. Es wurden Deiche mit einer Gesamtlänge von 177 km errichtet, 129 wassertechnische Bauwerke. Davon 4 Schiffsschleusen, 21 Kahnschleusen, 30 Deichlücken sowie 28 Brückenbauten.
Was sind Polder?
Als Polder bezeichnet man eingedeichte Flächen. Sie bilden Überschwemmungsgebiete, die zur Erweiterung des Abflussprofils bei Hochwasserführung der Oder dienen. Sie sollen den Wasserstand der Oder regulieren und eine halbjährige Landwirtschaft ermöglichen. Im Nationalpark Unteres Odertal gibt es Polder zwischen der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße und der Stromoder zwischen der südlichen und mittleren Talniederung.
Sechs Polder umfasst der Nationalpark Unteres Odertal.
In der nördlichen Oderniederung werden die Polder von der Westoder und der Ostoder begrenzt. Da sie von je zwei Wasserströmen begrenzt werden nennt man sie Mittelpolder.
Randpolder hingegen liegen nur an einer Wasserstraße. Hinsichtlich der Nutzung werden Nass- und Trockenpolder unterschieden.
- Lunow-Stolper Polder, Mittelpolder, 1.620 ha
- Polder 10 (Fiddichower Polder), Mittelpolder, 1.725 ha
- Polder A (Criewener Polder), Mittelpolder, 1.480 ha
- Polder B (Schwedter Polder), Mittelpolder, 1.370 ha
- Polder C-1 (Schlosswiesenpolder), Randpolder, 220 ha
- Polder 5 / 6 (Friedrichsthaler Polder), Randpolder, 687 ha
Wie funktionieren sie? Über Einlassbauwerke an der Stromoder werden die Nasspolder zu Beginn des Winterhalbjahres geflutet (um den 15. November). Über die Auslassbauwerke fließt das Oderwasser in die Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße wieder ab. In den Poldern herrscht somit ein Durchfluss des Oderwassers. Während der Überflutung der Polderwiesen werden diese gedüngt und das Oderwasser gereinigt. Wenn im Frühjahr die Wasserstände sinken werden die Einlassbauwerke (um den 15. April) geschlossen und das Oderwasser kann über die Auslassbauwerke an der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße und der Schwedter Querfahrt aufgrund des vorhandenen Gefälles in den Poldern abfließen.
Der Abfluss wird durch die an der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße befindlichen Schöpfwerke unterstützt. Im Sommer werden die Wiesenflächen der Polder landwirtschaftlich genutzt.
Bei Hochwasser im Sommer können die Polder geflutet werden, um so die Ortschaften entlang des Tals zu schützen. Alle Polderflächen sind wertvolle Lebens- und Rückzugsgebiete verschiedener Tier- und Pflanzenarten. Besonders wichtig sind die Flutungspolder für die Vogelwelt. Zahlreiche Zugvogelarten nutzen im Frühjahr und Herbst die Polderflächen als Rastplatze.
Flora und Fauna
Fauna (auch Tierwelt) bezeichnet die Gesamtheit aller natürlich vorkommenden Tiere in einem Gebiet oder im engeren Sinne alle Tierarten in diesem Gebiet. Die Erforschung der Fauna ist die Aufgabe der Faunistik, die zugehörige Wissenschaft ist die Biogeographie. Wird der gesamte Planet Erde betrachtet, umfasst die Fauna sämtliche Tierarten, beispielsweise in der Paläontologie, wo man etwa von einer „Fauna der Kreidezeit“ spricht. Die Bezeichnung ist abgeleitet vom Namen der römischen Naturgöttin Fauna. Die Entsprechung der Fauna im Pflanzenreich ist die Flora.
Als Flora (auch Pflanzenwelt) wird der Bestand an Pflanzensippen (z. B. Familien, Gattungen, Arten und Unterarten) einer bestimmten Region beziehungsweise die systematische Beschreibung ihrer Gesamtheit bezeichnet (vgl. dagegen Vegetation). Verzeichnisse, in denen die Pflanzenwelt eines Gebietes, oft mit einem Bestimmungsschlüssel und Abbildungen aufgelistet wird, nennt man ebenfalls Flora. Diese Bedeutung ist vermutlich sekundär aus der Bedeutung „Pflanzenwelt einer bestimmten Region“ entstanden.
Die Fauna des Nationalparks
Auch die Fauna des Nationalparks Unteres Odertal gehört zu den artenreichsten Lebensräumen in Deutschland. Das besondere Interesse der früheren Naturforschungen in dieser Region galt vor allem der vielfältigen Vogelwelt. Die überschwemmten Wiesen sind im Frühjahr und Sommer Rastplatz für viele durchziehende Wasservögel wie Enten, Gänse, Schwäne und auch Schnepfenvögel.
Mehr als 120 Vogelarten brüten hier, darunter Adler, Schwarzstörche und die weltweit vom Aussterben bedrohten Seggenrohrsänger und Wachtelkönige. Zudem sind bisher 45 Säugetierarten im Unteren Odertal nachgewiesen, von denen einige, wie der Elch zur Zeit nicht bodenständig sind. Auch bei einigen Fledermausarten ist die Bodenständigkeit fraglich.
Mit 16 Amphibien- und Reptilienarten und 47 Fischarten , von denen 32 heimisch sind, ist die Oderniederung ist ein bedeutsames Refugium für seltene Wirbeltiere. Weiter sind im Nationalpark Unteres Odertal zahlreiche Schmetterlinge, Heuschrecken, Libellen, Wanzen, Spinnen und Weichtieren anzutreffen.
Die Flora des Nationalparks
Das Untere Odertal gehört zu den artenreichsten Lebensräumen Deutschlands. Stille, von Seerosen bedeckte Altwässer gehören ebenso dazu wie Hangwälder, Feuchtwiesen und das ganze Sommerhalbjahr hindurch bunt blühender Trockenrasen.
Hier finden viele Pflanzenarten der Steppenzone ihre nordwestliche Verbreitungsgrenze. Darunter sind beispielsweise das großblütige, gelbe Adonisröschen und das silbrige Federgras. Von den 1.061 nachgewiesenen Arten stehen 303 auf der Roten Liste des Landes Brandenburg. 38 Arten sind direkt vom Aussterben bedroht. Allein 149 Arten sind außerdem auf der Roten Liste der Bundesrepublik Deutschland als bestandsbedroht verzeichnet.
Naturräume
Die Lebensräume in der Auenlandschaft
Das Untere Odertal gehört zu den letzten naturnahen Flussauenlandschaften Mitteleuropas, weiträumig unverbaut und von mitunter wilder und herber Schönheit. Die zwei bis vier Kilometer breite Flussaue mit Ihren Altwässern, Still – und Fließgewässer, die naturnahen Hang- und Auwäldern, Laubmischwälder, Feuchtwiesen und Trockenrasen sind die bestimmenden Lebensräume in der Auenlandschaft.
Die eiszeitlichen Urstromtäler mit ihren unübersichtlichen Wasserläufen und Erlenbrüchen unterlagen lange Zeit keiner Veränderung. Auf den Talhängen, den Seitenmoränen des als Urstromtal in der Nacheiszeit geformten Odertals finden sich artenreiche, naturbelassene Laubwälder, auf den Höhen blumige Trockenrasen. Diese weisen eine überaus bemerkenswerte Steppenvegetation aus. Wärmeliebende Pflanzen wie der Kreuzenzian, die weißblütige Sand- und die blühende Karthäuser-Nelke und das Dreizähnige Knabenkraut, entfalten hier alljährlich ihre Blütenpracht.
Von den Odertalhängen entspringen mehrere glasklare Quellbäche, dazu kommen einige größere Flüsschen wie z. B. die Welse oder der Salveybach. In der Aue selbst sind die weiträumigen Seggen-, Röhricht- und Schilfbestände besonders prägend, aber auch der zumindest in Resten noch vorkommende Hartholz- und Weichholzauwald.
Über Jahrtausende haben sich wasserführende Hohlformen als Waldweiher erhalten. Als Laichplätze für fast alle heimischen Amphibienarten sind sie von besonderem Wert. Das existierende Mosaik in Gestalt von Weihern und Tümpeln wird durch eine Reihe größerer Seen ergänzt. Um die Bewohner der Niederungen vor dem immer wiederkehrenden Hochwasser zu schützen, begann man mit der Flussregulierung.
Nach holländischem Vorbild sollten Flutpolder errichtet werden, die in den Wintermonaten das Hochwasser aufnehmen. Mehr als 200.000 Wasservögel rasten im Herbst und Frühjahr auf den überfluteten Wiesen der Oderniederung. Saat- und Bleßgänse suchen ab September Nahrung auf Wiesen und Ackern.
Für weitergehende Informationen stehen in der Nationalparkverwaltung verschiedene wissenschaftliche Arbeiten zur Verfügung, die zum Teil sehr tiefgründige und detaillierte Untersuchungen belegen.
Zahlen und Fakten
Der Nationalpark Unteres Odertal wurde 1995 als zwölfter Nationalpark Deutschlands gegründet. Er ist von Anfang an als Bestandteil eines deutsch-polnischen Naturschutzprojektes angelegt worden, der das gesamte untere Odertal von Hohensaaten bis vor die Tore von Stettin (Szczecin) umfasst.
Seine Länge beträgt eine 60 Kilometer breite Flussaue, die von vielen Altarmen durchzogen ist und zu der wertvolle Wälder und blütenreiche Trockenrasen auf den Oderhängen gehören.
Nationalparks als großräumige Schutzgebiete überlassen Teilflächen der Tier- und Pflanzenwelt. Natur schützen heißt auch, sie sich selbst zu überlassen. Der Mensch respektiert und betrachtet. Ihm wird aber auf diese Weise die Möglichkeit erhalten, sich Naturerlebnisse besonderer Art zu verschaffen. Der Nationalpark Unteres Odertal an der Oder schützt nicht nur bodenständige Fauna und Flora, sondern ermöglicht auch Erholung und Forschung.
Entstehung
von der Eiszeit zum heutigen Nationalpark
Geologie
Bodenarten und -typen
Naturräume
naturnahe Flussauenlandschaft
Klima
ostbrandenburgisches Übergangsklima